Integration in Aktion
Havellandautobahn wurde eine nahtlose Integration während Planung, Bau und Betrieb ermöglicht.
Projekt
Auf Wunsch des Auftraggebers DEGES werden 5,5 km der 65 km langen Erneuerungs- und Ausbaustrecke zwischen der Abzweigung Neuruppin und dem Autobahndreieck Pankow mit dem Auftragnehmer Havellandautobahn komplett mit BIM geplant.
DEGES schreibt vertraglich vor, dass die BIM-Vertragsstrecke mindestens fünf Kilometer lang sein muss und mindestens ein Bauwerk enthalten muss, das neu gebaut wird. Havellandautobahn hat sich als Auftragnehmer entschieden, die Bauphase vier mit BIM durchzuführen.
Das Pilotprojekt im Großraum Berlin soll unter Beweis stellen, welche Maßnahmen und Tools zum Erfolg führen – von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb. Die Bauzeit für das gesamte Projekt beträgt viereinhalb Jahre, wobei die BIM-Vertragsstrecke voraussichtlich innerhalb von zwei Jahren fertiggestellt wird.
Herausforderung
Ein Projekt dieser Art erfordert viel Vorarbeit und eine klare Struktur. Denn die Fachplaner liefern eine Fülle von Informationen, die koordiniert und abgestimmt werden müssen. Es wird insgesamt fünf Fachmodelle geben: Gelände, Baugrund, Strecke, Tank- und Rastanlage sowie Ingenieurbauwerke.
Dabei müssen verschiedene Teams und Interessengruppen Informationen austauschen und fundierte Entscheidungen treffen. Dies gilt insbesondere für ÖPP-Projekte, bei denen öffentliche und private Unternehmen zusammenarbeiten.
Die Vielzahl der Beteiligten, die vielschichtigen Abläufe sowie der Umgang mit komplexen Datenmodellen über große Flächen im geodätischen Raumbezug sind weitere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.
Die Fachmodelle werden in bis zu sechs Teilmodelle unterteilt. Dabei verwenden die Projektplaner unterschiedliche Autorensoftware, um diese Modelle zu erstellen. Die ARGE A 10/A 24 wird in einem ersten Schritt die Modelle zusammenführen und Modellprüfungen durchführen.
BIM-Manager Thomas Tschickardt ist begeistert, Building Information Modeling (BIM) bei diesem anspruchsvollen Projekt einsetzen zu können: „Dadurch können wir die Anzahl der Informationsquellen reduzieren und haben eine einzige ‚Quelle der Wahrheit‘ (Single Source of Truth). Das reduziert Komplikationen und Durchlaufzeiten und steigert die Produktivität.“
Lösung
Building Information Modeling (BIM) eignet sich aufgrund der Art der Projekte und der komplexen Genehmigungsverfahren ideal für den Infrastrukturbau. Derzeit ist BIM im Infrastrukturbereich weniger verbreitet als im Hochbau, da die Vorbereitungsarbeiten für eine erfolgreiche Einführung von BIM sich als komplex erweisen können.
Um die Kommunikation zwischen den zahlreichen Projektbeteiligten zu vereinfachen und die Qualität der digitalen Modelle zu gewährleisten, fiel die Wahl des BIM-Managementteams auf das Virtual Design & Construction Management (VDC MANAGER) von Thinkproject.
Dem VDC Management kommt im Zusammenhang mit diesem Projekt eine entscheidende Rolle zu, da den Teams dadurch aufgezeigt wird, wie sie die Qualität der Modelle bereits vor der Projektkoordination verbessern können.
Ergebnis
Das Virtual, Design & Construction Management von Thinkproject hat sich als Prüfungs- und Koordinationssoftware bewährt. Durch die Integration von CDE und BIM findet die Koordination direkt auf der Austauschplattform statt, was wiederum Zeit spart.
Während der Mock-up-Phase konnten Unstimmigkeiten in allen Bereichen – Fachplaner, Software-ARGE usw. – identifiziert und während des Prozesses behoben werden. Darüber hinaus stellte sich in der Mock-up-Phase heraus, dass die ARGE A 10/A 24 die richtige Strategie für den Datenaustausch gewählt hatte. Open BIM berücksichtigt, dass die an dem Projekt beteiligten Fachplaner sechs verschiedene Softwarelösungen für die Modellierung verwenden. Als offene Austauschformate kamen zusätzlich zu IFC und BCF auch CPIMXL und LandXML zum Einsatz.
Thinkproject hat sowohl im Test als auch in der späteren Anwendung gezeigt, dass es die Modelle aller Fachplaner einlesen, prüfen und verarbeiten kann. Sowohl die regelbasierte formale und technische Überprüfung der Modelle, die Kollisionsprüfung der Geometrien, die bauteilspezifische Merkmalsprüfung und die Weitergabe der Modelle funktionierten reibungslos.
Mehrere Fachplaner nutzen Thinkproject, um ihre Modelle vor der Übergabe zu testen. Die BIM-Manager und -Koordinatoren mussten dafür viel Vorarbeit leisten, doch mittlerweile ist die Akzeptanz in den Planungsbüros groß. „Insgesamt laufen die Prozesse viel reibungsloser ab, wenn (vor-)geprüfte Modelle übergeben werden“, so Thomas Tschickardt.
Lukas Hochreiter fügt hinzu, dass „andernfalls Folgefehler in der Koordination auftauchen, das Modell zur Korrektur und in einer neuen Version im Planer hochgeladen werden muss. Diese zusätzliche ‚Runde‘ sparen wir jetzt ein.“
Aufgrund der verschiedenen Versionen steigt die Zahl der Modelle rasant an. Davon sind 80 Modelle aktiv.
Im Anschluss an die Prüfung bei der ARGE A 10/A 24 werden die Modelle im CDE in einem Bereich abgelegt, auf den der Auftraggeber zugreifen und die Daten überprüfen kann. Geprüft wird anhand eines genormten Prozesses: Die ISO 19650 regelt die Abläufe bei BIM-Projekten. In Kooperation mit dem Auftraggeber konnte mit BIM ein Entwicklungssprung erreicht werden: Zwar sind bis auf Weiteres noch konventionelle 2D-Pläne Gegenstand der Prüfung und Freigabe. Jedoch werden diese Pläne nun direkt aus den koordinierten 3D-Fachmodellen abgeleitet.
Im Rahmen dieses Pilotprojekts kann der Auftraggeber nun auch die 3D-Spezialisten für Prüfungen und Genehmigungen hinzuziehen und automatisierte Prüfroutinen oder beliebige Schnitte, Ansichten und Geometrien prüfen.